In 30 Tagen um die Welt, 8. Tag

Da setzt sich in Köln so ein Seppel daheim vor seine Videokamera und filmt sich selber dabei, wie er eine Bockwurst verspachtelt. Dann stellt er sein Opus als Selbstfilm™ online und löst darüber in Filmer-Fachkreisen breitgefächerte Diskussionen aus, nach dem Motto: Was, bitte, will der Künstler dem Publikum damit sagen?
Avantgarde!, liebe Brüder und Schwestern im Geiste, über Avantgarde stellt man derlei profane Fragen gar nicht erst. Der große Avantgardist John Cage (1912-1992) hat sich einmal auf die Bühne gesetzt und coram publico eine Viertelstunde lang einen Apfel gefuttert. Anschließend verbeugte er sich artig und trat unter verhaltenem Applaus wieder ab.
Was nun genau wollte Meister Cage dem geneigten Publikum mit dieser Darbietung vermitteln? Na, vermutlich auch nix anderes als unser kölscher Kleinkunst-Kollege mit seiner Wurstverzehr-Nummer: eben nix, vermutlich. Oder vielleicht ja doch etwas. Aber was? Wer weiß das schon.
»Kunst kommt von Können« hat einer mal postuliert *) – und Neville Brody beantwortete die Frage »Warum leckt sich ein Hund seine Eier?« kurz und schlüssig: »Weil er’s kann.«
Selbstkunst aus Köln. Man darf gespannt sein, was als nächstes daherkommt ..
Zurück nach Augsburg.
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*) (Ludwig Fulda (1862-1939) war das übrigens, um genau zu sein, und sein Merksprüchlein lautet unverkürzt: »Kunst kommt von Können, nicht von Wollen: Sonst hieß es Wulst.«)
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update: mittlerweile gibts über den seltsamen Spezi eine preisgekrönte 30min-Dokumentation der beiden Würzburger Filmer Hanni Welter & Alex Weimer:
Herr Müller – Herr Schulze [.wmv]
30 Tage um die Welt - Mo, 09:30