In 30 Tagen um die Welt, 35. Tag

.. Amsterdam (II)
Amsterdam liegt in einem Moorgebiet, die Häuser wurden auf Holzpfählen erbaut, welche mit der Zeit im Moor versinken. Deshalb stehen alle Häuser schief.
Sollte man meinen. Tatsächlich standen die allermeisten Häuser noch nie gerade, sondern wurden von vornherein schief gebaut, mit Absicht. Das kam so: der erste Amsterdamer baute sein Haus mit nach außen vornüberkragenden Fassaden. So konnte er bei Regenwetter außen rund ums Haus laufen, ohne nass zu werden. Der zweite fand das für eine tolle Idee und machte es dem ersten nach, undsoweiter. Jeder neue Bauherr richtete seine Fassade per Augenmaß nach der seines Nachbarn aus. Eines Tages kam ein Schlaumeister mit einer Wasserwaage daher und baute das erste gerade Haus in Amsterdam. Mit dem optischen Effekt, dass es als einziges geradestehendes Haus in dem durchgehend windschiefen Ensemble völlig schräg aussah – als würde es nach hinten kippen. Dennoch setzte sich der neue Bautrend durch und die Amsterdamer gingen nunmehr dazu über, allenthalben gerade Häuser zu bauen. Welche alsbald wieder schief standen, weil sie ja im Moorboden einsanken, siehe oben.
Fenster und Türstöcke gehen in dem sich verziehenden Mauerwerk ständig aus den Fugen und müssen nach Naturmaß neu eingepasst werden, für Zimmerer und Tischler ist Amsterdam eine einzige Herausforderung.
Das einzige, was in Amsterdam zuverlässig gerade steht, ist der Wasserspiegel:

(morgen: Wie die Amsterdamer den Zandvoortern eine Düne abkauften.)
30 Tage um die Welt - So, 06:13