In 30 Tagen um die Welt, 10. Tag

.. eine Stadt namens Descartes
Im Herzen Frankreichs, Region Centre, im Département Indre-et-Loire, liegt die Kleinstadt Descartes. Die Stadt hieß ursprünglich La Haye-en-Touraine, das bedeutet etwa soviel wie Tuttlingen-Reutlingen, natürlich hört sichs auf französisch schöner an.
Hier erblickte am 31. März 1596 der bedeutende französische Denker René Descartes das Licht der Welt, und ihm zu Ehren benannten die La Haye-en-Tourainer ihre Stadt kurzerhand auf seinen Namen um. Allerhand. Das gibts woanders nicht. Wenn z.B. in Hutthurm/Niederbayern ein bedeutender Deutscher zur Welt kommt, möchte wohl keiner auf den Einfall kommen, die Stadt deswegen auf Küblböck umzubenennen. Oder Hugo Wiener, bedeutender Österreicher: wurde vor 102 Jahren in Wien geboren, und gestorben ist der 89 Jahre später ebenfalls in Wien, aber mit seinem Namen hat beides vermutlich nix zu tun.
(auch St. Pölten heißt ja nicht nach Gerhard Polt, überhaupt ist der Bayer. Aber jetzt wirds langsam albern, merken wir grad.) Zurück zum Thema:
- »Cogito, ergo sum« erklärte Descartes, das bedeutet »Ich denke, also bin ich.«
Die Weihnachtsferien zum Jahreswechsel 1649/50 verbrachte Monsieur Descartes auf Einladung Königin Christines von Schweden, seiner langjährigen Brieffreundin, in Stockholm, woselbst er jeden Morgen um Schlag fünf Uhr früh am königlichen Frühstückstisch anzutreten hatte. Welch barbarische Sitte, parbleu!, befand Descartes, diese Schweden müssen echt einen an der Waffel haben. Wer die Ikea-Werbung aus dem Fernsehen kennt, weiß aber dass bei den Schweden noch andere extravagante Brauchtümer grassieren, zum Beispiel nach Neujahr ihre abgefeierten Weihnachtsbäume directement aus dem Fenster zu schmeißen, zufälligen Passanten auf die Köpfe*). Und akkurat einen solchen kriegte Monsieur aufs Denkerhaupt, als er frühmorgens grimmigen Gemütes durch den skandinavischen Winter stiefelte, zum Pflichtdéjeuner mit Ihro bettflüchtiger Majestät. Von den Folgen erholte er sich nicht mehr, am 11. Februar 1650 verstarb Descartes in Stockholm an den Auswirkungen schwedischer Neujahrsfolklore.
*) (In Andorra gibts eine ähnliche Weihnachtsfolklore, die werfen aber nicht mit Bäumen sondern mit Kakteen. Dorthin gehts morgen.)
30 Tage um die Welt - Sa, 05:57
ot: das mit der preisgestaltung war ernst gemeint!