Der Duden ist da nicht allein. Wolfgang Pfeifer fabuliert dasselbe in seinem Etymologischen Wörterbuch: Die Wendung Schwein (‘Glück’) haben (Anfang 19. Jh. aus der Studentensprache) wird auf den Brauch zurückgeführt, bei Schützenfesten dem Verlierer ein Schwein als Trostpreis zu überreichen.
Und in Grimms Wörterbuch steht das mit dem Preisschießen auch schon:
B2c: beim rennen und wettschieszen war früher der letzte preis eine sau.
Aber bei Grimm findet sich auch der Hinweis auf das Kartenspiel:
B2e: da auf alten kartenspielen das asz eine sau zeigte, so steht sau auch für asz
und B2f: vom kartenspiel ist das wort in der studentensprache in die allgemeine bedeutung von glück übergegangen
Mit der Fabulierung, ein im 19.Jahrhundert aufgekommener Studentenspruch wäre auf einen angeblichen Schützenbrauch im Mittelalter zurückzuführen, widerlegen sich ja Duden, Pfeifer et al. flagrant selber. Viel naheliegender & schlüssiger scheint doch, dass in der oft manieriert »gehobenen« Studentensprache die umgangssprachliche Sau aus dem Kartenspiel eben durch das Schwein ersetzt wurde.
.
Und auch in Grimms Wörterbuch findet sich dortselbst der Widerspruch:
SAU; b) damit im zusammenhang steht der gebrauch für fehler überhaupt: wir wissen noch nicht, ob wir bestehen werden, vielleicht machen wir eine sau und kriegen gar nichts.
d) daraus hat sich die allgemeine bedeutung entwickelt ‘eine schlappe, niederlage erleiden’, [..] eine grosze sau darvon getragen.
»so kombt jr darvon ungeschlagen und musz der herr die saw heimtragen.«
Wer »eine Sau macht« kriegt also keine Sau, sondern macht einen Fehler und kriegt gar nichts. Und der Herr, der »die Sau heimtragen« muss, trägt also keine Sau heim sondern eine Niederlage.
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Über die vermeintliche Sau beim Schützenfest liest man in Brants Narrenschiff weiters:
»Von bosen schutzen.
Der hatt gemacht gar vil der schütz, Die jm doch sint gantz wenig nütz,
Das schafft, jm würt die suw kum wol, Wann man zů letst verschyessen soll.«
Dem bosen (=schlechten) Schützen nützt also sein Bemühen wenig, zuletzt wird ihm wohl die »Sau« (=Niederlage) zukommen. Daraus einen angeblichen Brauch herleiten zu wollen, beim Wettschießen kriegte der glückliche Verlierer ein Schwein als Preis geschenkt, erscheint gar weit hergeholt. (Dann hätten doch gewiss alle absichtlich danebengeschossen, um statt dem Schießen lieber das Schwein zu gewinnen: ein Schwein, insbesondere eine Sau, war im Mittelalter ein wertvoller Besitz und wurde bestimmt nicht als »Trostpreis« verschenkt, statt als Hauptpreis für den Siegerschützen.)
@ gnaddrig, Nachtrag:
Über die sogenannte »sau«, welche laut Grimms Wörterbuch angeblich »beim rennen und wettschieszen früher der letzte preis« gewesen wäre, findet sich in Wanders Dt. Sprichwörterlexikon hingegen der Eintrag:
Die Sau haben. (Altbaiern.)
Von jemand, der, weil er zu spät kommt, das Beste versäumt und das Schlechteste erhält. Es ist nämlich in Altbaiern Sitte, dass bei Hochzeiten [..] ein Wettlauf [..] veranstaltet wird, wobei verschiedene Ziele gesteckt werden und für jedes derselben ein Preis bestimmt wird. Von dem letzten Läufer heisst es: »Er hat die Sau«, und er wird demzufolge mit Schweineschweifchen verziert.
Der Verlierer kriegte also keine Sau als Spottpreis, sondern wurde symbolisch »zur Sau gemacht«, indem er mit Schweineschwänzlein geschmückt wurde.
(Das also war des Schweines Kern Da also liegt die Sau begraben;)
Und in Grimms Wörterbuch steht das mit dem Preisschießen
auch schon:
B2c: beim rennen und wettschieszen war früher der letzte preis eine sau.
Aber bei Grimm findet sich auch der Hinweis auf das Kartenspiel:
B2e: da auf alten kartenspielen das asz eine sau zeigte, so steht sau auch für asz
und B2f: vom kartenspiel ist das wort in der studentensprache in die allgemeine bedeutung von glück übergegangen
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Und auch in Grimms Wörterbuch findet sich dortselbst der Widerspruch:
SAU; b) damit im zusammenhang steht der gebrauch für fehler überhaupt: wir wissen noch nicht, ob wir bestehen werden, vielleicht machen wir eine sau und kriegen gar nichts.
Wer »eine Sau macht« kriegt also keine Sau, sondern macht einen Fehler und kriegt gar nichts. Und der Herr, der »die Sau heimtragen« muss, trägt also keine Sau heim sondern eine Niederlage.d) daraus hat sich die allgemeine bedeutung entwickelt ‘eine schlappe, niederlage erleiden’, [..] eine grosze sau darvon getragen.
»so kombt jr darvon ungeschlagen und musz der herr die saw heimtragen.«
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Über die vermeintliche Sau beim Schützenfest liest man in Brants Narrenschiff weiters:
»Von bosen schutzen.
Dem bosen (= schlechten) Schützen nützt also sein Bemühen wenig, zuletzt wird ihm wohl die »Sau« (= Niederlage) zukommen. Daraus einen angeblichen Brauch herleiten zu wollen, beim Wettschießen kriegte der glückliche Verlierer ein Schwein als Preis geschenkt, erscheint gar weit hergeholt. (Dann hätten doch gewiss alle absichtlich danebengeschossen, um statt dem Schießen lieber das Schwein zu gewinnen: ein Schwein, insbesondere eine Sau, war im Mittelalter ein wertvoller Besitz und wurde bestimmt nicht als »Trostpreis« verschenkt, statt als Hauptpreis für den Siegerschützen.)Der hatt gemacht gar vil der schütz, Die jm doch sint gantz wenig nütz,
Das schafft, jm würt die suw kum wol, Wann man zů letst verschyessen soll.«
Über die sogenannte »sau«, welche laut Grimms Wörterbuch angeblich »beim rennen und wettschieszen früher der letzte preis« gewesen wäre, findet sich in Wanders Dt. Sprichwörterlexikon hingegen der Eintrag:
Die Sau haben. (Altbaiern.)
Der Verlierer kriegte also keine Sau als Spottpreis, sondern wurde symbolisch »zur Sau gemacht«, indem er mit Schweineschwänzlein geschmückt wurde.Von jemand, der, weil er zu spät kommt, das Beste versäumt und das Schlechteste erhält. Es ist nämlich in Altbaiern Sitte, dass bei Hochzeiten [..] ein Wettlauf [..] veranstaltet wird, wobei verschiedene Ziele gesteckt werden und für jedes derselben ein Preis bestimmt wird. Von dem letzten Läufer heisst es: »Er hat die Sau«, und er wird demzufolge mit Schweineschweifchen verziert.
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Das also war des Schweines KernDa also liegt die Sau begraben ;)