Laut einer aktuellen Statistik

Im Laufe eines jeden Jahres erleiden 27% der EU-Bevölkerung oder 83 Milli­onen
Menschen mindestens eine psychische Störung

Das überrascht allerdings, weil 27% der EU-Bevölkerung (knapp über 500 Millionen) mit­nichten »83«, sondern knapp über 135 Millionen Menschen sind.

Nun hat man von den Fußpflegetipp-Spezis von “Österreichs größtem wöchentlichen Frauen-Magazin“ nicht notwendigerweise zu erwarten, dass die zugleich Prozent­rechnungs-Kapa­zun­der sein müssten, aber auf der Suche, woher die ihre Zahlen falsch abgeschrieben haben, stößt man auf einen SPIEGEL-Artikel vom Vorjahr, demzufolge –

leiden in einem Zwölf-Monats-Zeitraum knapp 164 Millionen Menschen, d.i. rund 38
Prozent der Bevölkerung in 30 Ländern - der Europäischen Union sowie der Schweiz,
Norwegen und Island - an einer psychischen Krankheit.

Das überrascht wiederum, weil nämlich rund 38 Prozent der Bevölkerung der Europä­ischen Union sowie der Schweiz, Norwegen und Island (rund 515 Millionen) nicht etwa »knapp 164«, sondern mehr als 195 Millionen Menschen sind.

Jetzt hätte man gern gewusst, wo die beim SPIEGEL ihre Zahlen falsch abgeschrieben haben, und findets in einer Pressemitteilung der TU Dresden, dort steht was anderes:

  • Die Studienergebnisse [..] beziehen sich auf alle 27 EU Staaten sowie Schweiz,
    Island und Norwegen.
  • Jährlich leiden 38,2 Prozent aller Einwohner der EU (164,8 Millionen Menschen)
    unter einer klinisch bedeutsamen psychischen Störung.

Das ist zwar ebenfalls falsch, weil 38,2 Prozent aller Einwohner der EU nicht »164,8«, son­dern 191,9 Millionen Menschen sind, aber beim SPIEGEL schreibt man die falschen Zahlen der TU Dresden nicht einfach ab, sondern schreibt sie noch dazu falsch ab.

Fazit: Bei Deutschlands bedeutendstem Nachrichten-Magazin versteht man vielleicht weniger von Fußpflege als bei Österreichs größtem wöchentlichen Frauen-Magazin, aufs Zahlen falsch Abschreiben versteht man sich freilich ebensogut.

(Weil die betreffende Studie innerhalb der 38,2 Prozent aller Einwohner der EU u. a. auch die 7 Prozent der Gesamtbevölkerung auflistet, die einmal pro Jahr an Schlafstö­rungen [sic] lei­den, erscheint überdies die Schlagzeile einigermaßen befremdlich:
.
»Fast 40 Prozent der Europäer sind psychisch krank« *)
______________________________
(Wenn der Kollege.Steppenhund das liest,
schlagt sichs wieder auf seinen Blutdruck ;)
steppenhund - Sa, 09:56

Bzw. erinnert es ihn, dass er heute sein Medikament noch nicht genommen hat:(

h. - Sa, 10:05

na vor allem "erleiden 27%"!
in 10 jahren also 270%?

wobei der herr nömix haben mit dem freiwilligen lesen von MADONNA24.at seinen beitrag zu den heurigen 27% pfichtschuldigst erbracht.

nömix - Sa, 10:27

Man gönnt sich ja sonst nix.
Falkin - Sa, 10:39

das wirklich Bedenkliche an alledem ist doch, dass die bizarren Rechenexempel exakt o% der Zielgruppe auffallen. Mit freundlichem Abakuss, ..

steppenhund - Sa, 11:36

Und vor allem fällt es auch nicht den Politikern auf. Die gehen nämlich ebenfalls mit solchen Zahlen hausieren.
Und das regt mich eigentlich wirklich auf.
Falkin - Sa, 14:35

darauf gibt es eine Antwort, lieber Steppenhund, die Ihrem Blutdruck gewiss nicht förderlich ist (die Herren und Damen Politiker wissen es nicht besser). Somit erfolgt: Das Schweigen der Lemma.
Jossele - Sa, 12:50

Abgesehen von der Zahlenjonglistik, wenn fast 40% der Europäer "psychisch krank" sein sollten, wär das beachtlich.
Sollte die Zahl stimmen, ich hätt Sorge um die Demokratie, andererseits, es tät einiges erklären.

Psychische Krankheiten sind an sich relativ genau deffiniert, und etwa gelegentliche Schlafstörungen ohne weitere Ursachen fällt da nicht hinein.

nömix - Sa, 13:04

»Die religiöse Manie gilt als die vorherrschende Form von Geisteskrankheit.«
definierte Henry Coswell 1839 – ob die daran Laborierenden auch in der Statistik erfasst wurden?
Jossele - Sa, 13:11

Das würde die Zahl einigermaßen erklären.
Onkel Ernstl - Sa, 13:31

Zählen Dyskalkulie und Arithmasthenie bei Zeitungsjournalisten auch als psychische Störungen?
Jossele - Sa, 14:51

Müsste man abklären ob das nicht organisch bedingt ist.
Hirnatrobie, z.B. ist keine psychische Störung, kann aber durch lokale Schrumpfung diverser Zentren merkwürdige Schlagzeilen hervorrufen.
Stefan R. (Gast) - Sa, 12:58

Wie es schon Volker Pispers jüngst angesichts der sensationellen Erkenntnisse des deutschen Sozialministeriums sagte: Prozentrechnung ist ja die Königsdisziplin der Mathematik.
https://www.youtube.com/watch?v=EChCzzeNLjg

cappuccina - Sa, 15:45

Warum im Spiegel-Artikel "164,8 Millionen" Menschen als " knapp 164 Millionen" Menschen genannt werden, versteht frau auch nicht wirklich-- :-(

Binder G. (Gast) - Sa, 16:42

"Im Laufe eines jeden Jahres erleiden 27% der EU-Bevölkerung oder 83 Millionen Menschen mindestens eine psychische Störung"
Google den Satz aus dem Fußpflege-Magazin: der ist von dieser Seite abgeschrieben,
https://www.psychologie.tu-dresden.de/i2/klinische/mitarbeiter/materialien/ECNP-Pressemitteilung%2001_12_05.pdf

Jossele - Sa, 17:33

"Die Arbeitsgruppe weist jedoch darauf hin, dass zu diesen Punkten weitere Forschungen
erforderlich sind."

...hoffentlich kompetente Statistiker, die da noch zu Rate gezogen wurden.
nömix - Sa, 19:20

Ist ja herzig, dass die für ihren aktuellen Artikel eine sieben (!) Jahre alte Presse­mitteilung abschreiben ;) Interessant übrigens ein Vergleich mit der aktuelleren aus dem Vorjahr:

TU Dresden, Pressemitteilung vom 1. Dezember 2005:
    Im Laufe eines jeden Jahres erleiden 27% der EU-Bevölkerung oder 83
    Million Menschen mindestens eine psychische Störung
TU Dresden, Pressemitteilung vom 5. September 2011:
    Jährlich leiden 38,2 Prozent aller Einwohner der EU (164,8 Millionen
    Menschen) unter einer klinisch bedeutsamen psychischen Störung.
.. und weiter:
    Im Vergleich zu 2005 ergeben sich keine Hinweise auf eine Zu- oder Abnahme
    der Häufigkeit psychischer Störungen.
Keine Hinweise. (Lesen die ihre Pressemitteilungen eigentlich selber, bevor sie die ver­öffentlichen?)
Jossele - Sa, 19:51

Na ja Moment einmal, da werden ja Störungen mehrfach gerechnet.
Der Alkoholiker mit Panikattaken, Depression und Schlaflosigkeit ist ja gleich viermal vorhanden.
Agoraphobie und Panikstörung, no na.

Schlimm genug für jeden Einzelnen (Gendermaximierung bitte einfügen), aber statistisch nicht haltbar. So komm ich auch auf horrende Zahlen.
Dass es zuviele gibt, keine Frage, aber annähernd 40% erübrigt sich.
testsiegerin - Sa, 19:30

vielleicht werden die mit multiplen persönlichkeiten ja doppelt und die mit identitätsstörungen nur halb gezählt?

nömix - Sa, 19:40

Und die mit Minderwertigkeitskomplexen sind die hinter dem Komma?
Jossele - Sa, 19:58

... Bitte, wir sind schon wer, also ähm, wir täten uns auch mit einem Teilbereich, na ja, muss nicht unbedingt sein, zufrieden geben, so es kombiniert. Entschuldigen sie bitte die Störung.

Andererseits: "Ein Walldviertler ist vier Leut.", sagen die da oben.
steppenhund - Sa, 22:52

Es gibt auch eine andere Art der Prozentrechnung. Wenn ungefähr 12 Mann sich in Anmarsch befinden, um James Bond den Garaus zu machen, werden 100% umgelegt. Das ergibt ungefähr 25 tote Angreifer, gezählt aufgrund der Einzelgefechte.
Bei einigen Westernfilmen findet man eine ähnliche Situtation vor. 100% einzelne Kämpfe sind immer viel mehr als die Gruppe, die ursprünglich anreitet. Manchmal ist es auch umgekehrt. Eine Riesenmenge bewegt sich auf die Verteidiger zu. Nachdem drei getötet sind, liegt die ganze Schar auf der Erde.
Der einzige Film, wo sie ein bisschen aufgepasst haben, war "300".

pathologe - So, 20:31

Madonna bietet allerdings ein Doppelergebnis an. Ich zitiere "27% der EU-Bevölkerung oder 83 Millionen Menschen". Also entweder 27% oder 83 Millionen.

Aber nix genaues waas ma ja ned.

coto (Gast) - Di, 11:14

habe gestern nacht unter schlafstörung gelitten- bin ich laut "spiegel" ein fall für die klappse?

Der Amtsweg ist das Ziel.

Parteienverkehr

Da bin ich bei...
Stimmenkartei (Gast) - Sa, 15:04
bingo! ;-)
schneck08 - Sa, 16:14
Ganz klar ein...
Rössle - Do, 00:05
Lieber Nömix, bis...
Lo - Mi, 11:53

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