Grass war damals siebzehn. (darum gehts ja bei dieser läppischen Empörungs-Inszenierung eh nicht, es geht darum dass er nicht von vornherein permanent mit einem “Schuldeingeständnis“ im Knopfloch herumgerannt ist was er jedem unaufgefordert unter die Nase gerieben hätte.)

(mein Vater war genauso alt, als er im vorletzten Kriegsjahr eingezogen wurde. Auf allen Familienfotos ist er gleichgroß wie meine Brüder und ich – alle deutlich über 1.80. In seinem Wehrpass stand aber seinerzeit noch: Größe 1.70. Ein Halbwüchsiger noch, ein Schulbub. Daran denk ich jedesmal, wenn einer mit diesem undifferenzierten “ihr Väter- & Elterngeneration hättet es damals besser wissen müssen und solltet euch heute noch schämen“–Moralistenschmarrn daherkommt.)

jetzt waere es doch an der zeit fuer herrn karasek, alle schandtaten seiner jugend offenzulegen. ich frage mich, ob nach dieser philosophie irgendjemand noch irgendeinen job bekommen wuerde, geschweige denn den nobelpreis.

ich mit sicherheit nicht.

wenn sie in ihrer jugend mit einem motorradhelm vermummt und mit pflastersteinen bewaffnet zu viert einen einzelnen polizisten niedergepruegelt haetten... koennten sie immerhin einen job als deutscher aussenminister kriegen
gruss a.

.. erst jetzt den Spiegel-Titel über Grass gelesen, aber da geht mir endgültig der Hut in die Höhe. Dass die beim Spiegel in letzter Zeit zunehmend Praktikanten und Azubis an die redaktionellen Texte lassen daran haben wir uns eh schon gewöhnt, aber da sind sich diese Hirnis nicht zu blöd, sich zu der Formulierung zu versteigen: Grass “der sich jahrzehntelang als moralische Instanz gerierte“, werde nun von seinen eigenen “Verfehlungen und Verstrickungen im Dritten Reich“ eingeholt. Verstrickungen! – ein 17-jähriger Pimpf, weil er die SS mit einer Pfadfinder-Gaudi verwechselte. Ich sag euch, was ich als Verfehlung halte: nämlich mir als Spiegel-Käufer für saftige drei Eier vierzig solche hirnrissigen Pubertäts-Texte zu verkaufen.