Grober Unsinn, Herr Direktor

Im Wettbewerb um den unsinnigsten Zeitungsartikel unter der Rubrik »Wissenschaft« liegt DER STANDARD (Printausgabe v. 17-08-2011) ziemlich gut im Rennen: Im Salzburg-Museum gibts einen Keltenhelm aus der Bronzezeit, welcher 1838 am Pass Lueg gefunden wurde. Der soll das historische Vorbild für den Helm der Comicfigur Asterix sein, und wers nicht glaubt, der möge die Abbildungen vergleichen und die angebliche Ähnlichkeit selber entdecken.
Dass der Fund vom Pass Lueg tatsächlich als Vorbild für den Helm des Asterix diente, gilt für Salzburg-Museumsdirektor Marx als erwiesen.

Dass man dem Herrn Museumsdirektor nicht alles aufs Wort glauben muss, hätte sich aller­dings durch eine Google-Bildsuche leicht herausfinden lassen. 1865 ließ Napoleon III. in Alise Saint-Reine ein Vercingetorix-Denkmal errichten, über das man erfährt:
    »Seitlich neben der patriotischen Statue liege ein Helm, der eindeutig jenen vom Pass Lueg zeige, berichtet Museumschef Marx.«
Nette Legende, und dass Herr Marx auf den schönen Helm in seinem Museum zu Recht stolz sein darf, ist nachvollziehbar – in Wirklichkeit aber liegt seitlich neben der besagten Statue ein Helm, der eindeutig nicht jenen vom Pass Lueg zeigt.

Fazit: drei Helme, einer in Salzburg, einer im Asterix-Comics, einer in Frankreich, die völlig unterschiedlich ausschauen und alle drei überhaupt nix miteinander zu tun haben. Außer dass alle drei in einem Zeitungsartikel unter dem Titel »Spurensuche in Salzburg« Erwähnung fin­den, der die Frage aufwirft, wer hier eigentlich wonach gesucht haben will.

Tatsächlich gibts in der bildenden Kunst eine nachweisliche Dar­stellung des Salzburger Helms vom Pass Lueg, in einem Ver­cin­ge­to­rix-Gemälde des Historienmalers Lionel Royer von 1899 auf dem Kopf eines knieenden Galliers. Nämliches Gemälde könnte wiederum dem Künstler Maurice Giot 1925 als Vorlage für sein Gauloises-Emblem hergehalten haben. Museums­di­rek­tor Marx aber verwechselt ganz offenkundig Royers Vercingetorix-Bild mit Napoleons Vercingetorix-Statue, sowie die Gauloises-Grafik von Giot mit den Asterix-Comics von Albert Uderzo. Und der Kollege Salzburg-Korrespondent vom STANDARD kolportiert den Asterix-Unsinn mirnixdirnix gedankenlos weiter, ohne sich die Illustration neben sei­nem Artikel überhaupt angeschaut oder gar darüber nachgedacht zu haben. Vom STANDARD erwartet man sich eigentlich was anderes als solche Unsinnigkeiten.
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C. censeo:.Man muss nicht alles glauben, was in der Zeitung steht.

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