30 Tage um die Welt

In 30 Tagen um die Welt, 9. Tag


.. von Augsburg nach Amerika,  pardon: Paris

Westwärts führt unsere Reise, von Augsburg nach Amerika: schon sehen wir die Freiheitsstatue. Und gleich dahinter den Eiffelturm .. oh pardón – wir sind erst in Paris. Mademoiselle Liberté steht hier: Miss Libertys Original-Vorlage, knapp zehn Meter hoch, im Jardin du Luxembourg.

Aus Filmen wissen wir, dass die Franzosen ihren Frühstückskaffee grundsätzlich aus Salat­schüsseln trinken – welche Gründe dahinterstecken, ist unbekannt.
Apropos Film: in Le Pecq (Île-de-France) westlich von Paris kam vor 99 Jahren Jacques Tati (1907-1982) zur Welt, wohl einer der genialsten und visionärsten Filmemacher. Leider schuf er nur sechs Langfilme.

“Jour de fête“ (dt. “Tatis Schützenfest“) von 1947 sollte der erste französische Farbfilm nach dem Zweiten Weltkrieg werden, allerdings erwies sich das neuartige französische Farb­film­verfahren, mit dem Tati experimentierte, als tragischer Flop: die Firma ging zugrunde bevor das Kopierwerk errichtet war, und das bereits belichtete Filmmaterial konnte nirgends mehr entwickelt werden. Dem Misstrauen von Tatis Kameramann (J. Mercanton) gegen die neue Tech­nik ist zu verdanken, dass der komplette Film parallel dazu mit einer zweiten Kamera im her­kömm­lichen Schwarzweißverfahren mitgedreht worden war. Aus Sicherheitsgründen, was sich als Glück erwies.
“Jour de fête“ kam erst 1949 in einer teilweise nachcolorierten Schwarzweißfassung in die Kinos: sämtliche farbigen Aspekte mussten in mühevoller Handarbeit Bild für Bild (24 Bilder pro Filmsekunde!) nachträglich angebracht werden.
(1987 begann Tatis Tochter mit der Entwicklung moderner Techniken, um das ursprüngliche farbige Originalmaterial zu rekonstruieren, ein ebenso langwieriger Prozess. Nach sieben­jäh­riger Arbeit erlebte “Tatis Schützenfest in Farbe“ 1995 seine Weltpremiere, nun erstmals in der Form, die ihr Vater beinah ein halbes Jahrhundert zuvor im Sinn hatte.)


“Das Leben ist eine Baustelle“ heißt ein Filmtitel, und auf Monsieur Tati traf das ganz gewiss zu, auf sein Leben wie auf seine Filme.

In 30 Tagen um die Welt, 8. Tag


..   kleiner Abstecher nach Köln:

Da setzt sich in Köln so ein Seppel daheim vor seine Videokamera und filmt sich selber dabei, wie er eine Bockwurst verspachtelt. Dann stellt er sein Opus als Selbstfilm™ online und löst darüber in Filmer-Fach­kreisen breitgefächerte Diskussionen aus, nach dem Motto:  Was, bitte, will der Künstler dem Publikum damit sagen?

Avantgarde!, liebe Brüder und Schwestern im Geiste, über Avantgarde stellt man derlei pro­fa­ne Fragen gar nicht erst. Der große Avantgardist John Cage (1912-1992) hat sich einmal auf die Bühne gesetzt und coram publico eine Viertelstunde lang einen Apfel gefuttert. An­schlie­ßend verbeugte er sich artig und trat unter verhaltenem Applaus wieder ab.
Was nun genau wollte Meister Cage dem geneigten Publikum mit dieser Darbietung ver­mit­teln? Na, vermutlich auch nix anderes als unser kölscher Kleinkunst-Kollege mit seiner Wurst­ver­zehr-Nummer: eben nix, vermutlich. Oder vielleicht ja doch etwas. Aber was? Wer weiß das schon.

»Kunst kommt von Können« hat einer mal postuliert *) – und Neville Brody beantwortete die Frage »Warum leckt sich ein Hund seine Eier?« kurz und schlüssig: »Weil er’s kann.«

Selbstkunst aus Köln. Man darf gespannt sein, was als nächstes daherkommt ..
Zurück nach Augsburg.
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*) (Ludwig Fulda (1862-1939) war das übrigens, um genau zu sein, und sein Merksprüchlein lautet unverkürzt: »Kunst kommt von Können, nicht von Wollen: Sonst hieß es Wulst.«)
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update: mittlerweile gibts über den seltsamen Spezi eine preisgekrönte 30min-Doku­men­ta­tion der beiden Würzburger Filmer Hanni Welter & Alex Weimer:
Herr Müller – Herr Schulze [.wmv]

In 30 Tagen um die Welt, 7. Tag


.. von München nach Augsburg

Augsburg ist die einzige Stadt in Deutschland, die einen eigenen ge­setz­lichen Feiertag hat, das Augsburger Friedensfest am 8. August näm­lich. Drum gibts in Augsburg mehr Feiertage im Jahr als überall anderswo.
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Aus Augsburg stammen der Dieselmotor, die Augsburger Rostbratwurst, und Bertolt Brecht. Die olle rote Socke, tatsächlich war der ein waschechter Schwabe, was sagt man dazu. Brecht selber mochte seine Geburtsstadt allerdings nicht, er sagte: »Das beste an Augsburg ist der Zug nach München.« Er blieb nicht lang in Augsburg, wie man weiß.

In dem Lied “Der Tod im Wald“ lässt Brecht den grimmigen Poeten Baal stabreimen:
    »Und ein Mann | starb im Wald, | wo Sturm und Strom ihn umbrausten ..«
    (»Selber schuld | wär’ er halt | bei so ’n Sauwetter nicht draußten ..«)
    (kleiner Scherz, Pardon ;)
Gegen Stabreime gibts im Prinzip nix einzuwenden, es sei denn, Lyrik dräut Logik dreist zu verdrängen. Dichterkollege K. lässt nun einen fiktiven Leser beim Autor der betreffenden Zeile, Herrn Brecht persönlich also, um nähere Erläuterung nachsuchen, und kleidet besagte Anfrage hinwiederum selber in gefälligen Versreim – er schreibt:
    Hier ätzt der Leser: “Sie, Herr Brecht,
    als Stabreim klingt der ja nicht schlecht,
    Ihr Vers vom Sturm und Strom im Wald.
    Nur fragt an dieser Stelle halt
    der Leser sich: wo, bitte sehr,
    kommt denn im Wald der Strom daher?“
    Herr Brecht, der denkt nicht lange nach
    und antwortet dem Leser: “Ach,
    der Strom? Der kommt auf alle Fälle
    aus Batterien von Duracelle!“
    ____________________________
    © mit freundl. Genehmigung M.Krassnig.
(B2 München–Augsburg, da ist mir übrigens mal einer garstig reingesemmelt, bin damals Lkw gefahren. Nachdem ihn die Feuerwehr aus seinem Wrack rausgeflext hat (Abb. unten), erklärt der: er habe sich halt leider auf den Gegenverkehr grad nicht konzentrieren können, weil er unterm Fahren grad ein SMS lesen musste.) (Ob ihm das mit einem Komm-gut-heim-Schutzheiligen fürs Handy auch passiert wäre?)

A96

In 30 Tagen um die Welt, 6. Tag



.. Münchner Merkwürdigkeiten

Wir reisen weiter nach Westen, über den Walserberg gehts nun richtung München:
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Bayern liegt zwischen Österreich und Deutschland, und die Bayern fallen uns insofern auf, als sie zwar reden wie die Ösis, aber autofahren wie die Preußen. Wenn der Bayer grad nicht im Auto sitzt, erweist er sich indessen als Mensch von durchaus konzilianter Wesensart, und sitzt im Biergarten. Und hier erweist sich auch die unterschiedliche Wesensart zwischen Menschen & Preußen:

Wir beobachten einen Bayern & einen Preußen im Biergarten, der Bayer hat bereits seine wer­weiß­wievielte Maß Bier hinuntergeschwappt und ist dementsprechend illu­miniert, wäh­rend der Preuße allerweil noch an seinem ersten Gläschen Hellen nippt. »So werd des nix, Spezi« tadelt der Bayer, »as Bier muaßt fei maßweis’ neisaufen, sunst wirst nia net b’suffa!«
Der Preuße winkt ab: »Nee, ick trinke prinzipiell nüscht mehr, als ick jerade Durst habe.«
Da schüttelt sich der Bayer angewidert, »Brrr!« schnaubt er, »grad as wia d’ Viecher!«

Die Bayern muss man einfach lieb haben. Paul Harather, der lang in München gelebt hat, cha­rakterisiert sie treffend:
»Wenn in Bayern ein Lastwagen die Straße blockiert, um zu laden, regen sich alle furchtbar auf. Wenn es ein Biertransporter ist, haben alle Verständnis.«

Wer von Salzburg nach Amerika will, muss übrigens durch den Candidatunnel in München hindurchfahren, anderen Weg gibts derweil noch keinen. Merkwürdige Idee von den Münch­nern, ihren Tunnel nach einer Hefepilz-Infektion zu nennen.
(Hefe braucht man zum Bierbrauen, vielleicht hats damit zu tun.)

(Weiters fällt uns auf, dass die Animierten Heiligenbilder für das Handy da herüben nur 1,99 € kosten, in Österreich aber 2,00 €. Wo bleibt die christliche Gerechtigkeit?) (ob die Bayern Rabatt kriegen, weil sie Papst sind?)

In 30 Tagen um die Welt, 5. Tag

    .. Der Elch von Amstetten

    Kollegin A. moniert, dass es bei unserm bisherigen Reisetempo mit den 30 Tagen um die Welt eventuell bissel knapp werden könnte, darum geben wir jetzt mal Gummi, Westautobahn A1: wer genau hinschaut sieht uns grad vorbeifahren.
Und an der Westautobahn A1 war das auch, vor ein paar Jahren, da sah ich nachts zwischen Ybbs/Kemmelbach und Amstetten einen Elch. Er stand am Pannenstreifen und schaute ge­nau­so aus wie ein Elch halt ausschaut, und natürlich glaubte mir die Geschichte keiner.
Aber zwei Wochen darauf war in der Zeitung das Foto von einem toten Elch zu sehen, tot des­halb, weil der nämlich kurz vor der Ausfahrt Amstetten-Ost von einem Milch­laster über­fah­ren worden war.
Elche sind bekanntlich ausgezeichnete Schwimmer, die lassen sichs nicht verdrießen und machen schon gelegentlich mal von Finnland über die Ostsee rüber ins Baltikum, und manch­mal weiter bis nach Polen. Der Amstettener Elch hatte es damit nicht bewenden lassen und machte weiter Richtung Süden, und irgendwie wars dem gelungen sich bis an die A1 Ybbs–Amstetten durchzurackern, wo leider Endstation war. Mir tat der Elch wirklich leid, ich hatte ihn vierzehn Tage vorher selber gesehen, so lang musste der dort hin und her überlegt haben, wie sich die verflixte Autobahn wohl unbeschadet überqueren ließe. Keiner weiß, was so einen Elch umtreibt, aber irgendwas muss es gewesen sein, was den unerbittlich südwärts zog, denn zuletzt entschloss er sich zu dem tapferen, aber leider letalen Versuch: dummer­weise kam da grad der Laster daher. Vielleicht wollte der ja bloß wieder heim ans Meer, und von Amstetten wärs halt zur Adria näher gewesen als zur Ostsee.
Er hats nimmer geschafft.
Schade, die ganze lange Reise umsonst – ich hätt dem Burschen ehrlich vergönnt, dass ers bis ans Meer schafft. Traurige Geschichte.

In Amstetten sind wir unserem nächsten Etappenziel Amerika schon wieder ein Stückel näher gekommen, sehen können wirs aber noch nicht.

In 30 Tagen um die Welt, 4. Tag


.. St. Pölten : Metropole an der Traisen

Im Jahre 1986 avancierte St. Pölten a.d. schönen Traisen zur nie­der­österreichischen Landeshauptstadt, eine internationale Aus­schrei­bung für ein Konzept zum Neubau des sog. »Regie­rungs­viertels« fand statt, künftiger Verwaltungssitz der nö. Landesregierung. Die Einreichung eines japanischen Architektenkonsortiums schaffte es leider nicht in die engere Auswahl, weil es a priori an der Realisierbarkeit scheitern musste: die Herrschaften aus Fernost hatten offen­bar im Vorfeld der Projektierung die topographischen Gegebenheiten mangelhaft recher­chiert. Ihr kühner Plan sah die Errichtung des Regierungsviertels auf einer künstlich an­ge­leg­ten Insel in der Traisen vor, die durch St. Pölten fließt, eine Art Klein-Manhattan in Mittel­europa – her­zige Idee, wenn man die Traisen kennt:

Foto: Traisen, Windpassing b. St. Pölten/NÖ (mit künstl. Inseln)
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(Unsere Reise verzögerte sich erheblich, weil wir in St. Pölten in einer Kolonne hinter einem Zwirnscheißer besonnenen Verkehrsteilnehmer hinterdrein fuhren, welcher im Ortsgebiet konsequent mit 40 km/h einhergogelte. In einer 70er-Zone beschleunigte er sodann zügig auf eine Endgeschwindigkeit von atemberaubenden 55 km/h.
Besagter Verkehrsteilnehmer hatte das Kennzeichen: »PL ∙ MACH 1«. Nicht gelogen. Nomen est omen.)

In 30 Tagen um die Welt, 3. Tag

    .. von Neulengbach nach Kirchstetten
Weiter geht es westwärts, nächster Halt Kirchstetten, zwei große Dichterkollegen lebten hier: Josef Weinheber und der Anglo­ameri­kaner W.H. Auden, man kennt die Herren. Auden aus »Vier Hoch­zeiten und ein Todesfall«, und Weinheber weil er so komisch heißt. Beide sprachen mit ex­zes­siver Vorliebe dem Alkohol zu und betranken sich stets beim Kirchstettener Kirchenwirt, Dichter müssen trinken, wegen der Inspiration. Herr Weinheber trank besonders reichlich, nomen est omen – wofür er von seinen Zeitgenossen den Bei­namen »Heurigen­hölderlin« ver­liehen kriegte.
Was Herrn Auden ausgerechnet nach Kirchstetten verschlagen hat, weiß niemand – vielleicht hat der ja bloß wieder mal Austria mit Australien verwechselt, die übliche Geschichte, man kennt das ja. Herrn Audens Grabstätte auf dem Kirchstettener Fried­hof ist beliebtes Ziel für Kondolenzbesuche zahlreicher Pilger, darunter gelegentlich welche, die wiederum Paris mit Kirch­stetten verwechselt haben, was ebenfalls schon mal vorkommen kann, und mit an­däch­ti­ger Ergriffenheit und mitgeführten Wanderklampfen Doors-Songs am Grabe into­nieren in der irrigen Annahme, J. Morrison läge hier anstelle W.H. Auden. Die Kirch­stettener wundert das längst nimmer.

(mein Kollege K. möchte übrigens auch gern ein großer Dichter werden, verriet er mir: Dichter zu sein, sagt er, stelle er sich toll vor weil er als solcher morgens nimmer zur Arbeit zu gehen braucht. Dem Dichter sei gestattet, sich an sein Dichterpult zu verfügen, wann immer ihm dies konveniere, und zweitens wären des Dichters Fingernägel niemals schmutzig, gleichwohl seine Phantasie, und drittens und viertens undsoweiter.

Von dem Dichter Josef Weinheber wird überliefert, dass der nie mehr und nie weniger als elf Zeilen am Tag geschrieben habe. Nicht zehn, nicht zwölf, sondern exakt elf. Logisch war der oft schon vor dem Mittagessen mit seinem Pensum fertig und hat den Rest vom Tag frei und kann sonstwas anstellen, der Muße frönen oder mit Spezi Auden beim Frühschoppen beim Kir­chen­wirt abhängen oder werweißwas noch alles.
Aber: arg viel Geld wird er mit seiner Elf-Zeilen-Nummer halt nicht verdient haben, ver­mut­lich war der mit seinem Konto eh permanent im Keller und hat Katzenfutter ge­spach­telt und seiner alten Mutter jeden Ersten ihre Rente abgeschnorrt.

Ich an Kollege K.s Stelle würde mir das mit dem Dichten lieber nochmal überlegen. Da gibts diese Geschichte, wo der arme Dichter seinen Verleger fragt, wie man durch Schreiben rasch zu viel Geld kommen könne. Und der Verleger gibt ihm den guten Rat, wer mit Schreiben rasch zu viel Geld kommen will, der schreibe: Erpresserbriefe.)

Westlich hinter Kirchstetten erhebt sich die Skyline von St. Pölten über den Horizont, be­ein­druckend:

In 30 Tagen um die Welt, 2. Tag

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.. von Tullnerbach nach Neulengbach
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Die Reise von Tullnerbach nach Neulengbach ist nicht weit, grad bissel weiter als man spucken kann.
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Neulengbach liegt im schönen Wienerwald, wie jedermann weiß, und das war schon dazumals nicht anders, als Herr Egon Schiele im April 1912 dortselbst drei Wochen Arresthaft abzu­sitzen hatte. Niemand weiß heute mehr den Grund, warum die Neu­lengbacher Herrn Schiele damals eigentlich arrestierten, was nicht weiter verwun­dern muss, weils ja die Neu­leng­bacher ihrerseits selber nicht wussten. Also kamen sie überein, nachdem sie Herrn Schiele drei Wochen lang in ihrem Arrest hatten schmoren lassen, dass es wohl rechtens & billig wäre, ihn mindestens wegen irgendwas zu verurteilen, damit der Arme nicht völlig schuldlos habe schmoren müssen. Eine Verhandlung fand also statt und tatsächlich wurde Herr Schiele ver­urteilt, nämlich zu insgesamt drei Tagen Arrest.
Weil nun die Neulengbacher pfiffige Kopfrechner waren, gelang es ihnen unschwer aus­zu­rechnen, dass der Verurteilte seine Strafe somit längst rechtmäßig abgebüßt hatte, und sie ließen ihn laufen.
Freilich fand Herr Schiele während seines dreiwöchigen Arrestaufenthaltes wenig An­lass zu meckern, immerhin kriegte er ein Einzelzimmer in verkehrsberuhigter Lage, mit Einlieger-WC sowie regelmäßige kostenfreie Mahlzeiten, undsoweiter.
Und zweitens fand der Künstler allhier die gebotene Muße und innere Einkehr, unbe­helligt von störenden Besuchern dreizehn kontemplative Aquarelle von der Innen­ansicht seiner Neu­leng­bacher Zellentür anzufertigen, was er eh schon längst mal hatte tun wollen.
(Heute hängt Herrn Schieles Neulengbacher Dreizehn-Türen-Zyklus in der Wiener Albertina, wer’s nicht glaubt, kann selber hingehen und nachschauen.)
Im Nachhinein sollte man den kunstsinnigen Neulengbachern dafür danken, dass sie ihm seinerzeit so freizügig Kost & Quartier gewährten und darüber hinaus die nette Gelegenheit, ihre Tür zu malen. Besagte Zellentür übrigens entwendete Herr Schiele den Neulengbachern bei seiner Entlassung insgeheim und schenkte sie seiner minder­jährigen Cousine zum ersten Schultag, worüber sich das Mädel ganz schrecklich freute wie sich vermuten lässt.
Die Neulengbacher prozessieren bis heute mit Herrn Schieles Nachfahren darüber, dass sie ihre Tür endlich wieder zurückkriegen.
Die Sicherheitsverwahrung von Straftätern in der Neulengbacher Arrestanstalt stellt sich seit jenem seitens Herrn Schiele erwirkten Abhandenkommen der Zellentür als ausgesprochen un­be­friedigend dar.

In 30 Tagen um die Welt, 1. Tag


.. von Wien nach Unter Tullnerbach

Die Reise beginnt in Wien, und unsere Route führt westwärts. Los gehts:

Erstes Reiseziel: Tullnerbach im Wienerwald. Nicht fern der Wiener Stadtgrenze im Westen liegt der Wienerwaldsee, ein künstlich angestautes Wasserreservoir. Kein rich­tiger See ge­nau­genommen, erweiterter Ententeich trifft die Sache eher – der Wiener hat ein Herz für Euphe­mismen.
Am Ufer des Wienerwaldsees finden wir einen Gedenkstein, darauf die Skulptur eines Adlers mit ausgebreiteten Schwingen: hier verstarb auf tragische Weise der österrei­chische Luft­fahrt­pionier Wilhelm Kreß – jener Mann, welchem 1901 der erste erfolgreiche Motor­flug­versuch der Welt gelingen sollte.
(Stimmt tatsächlich, die Brüder Wright hoben erst zwei Jahre später ab, 1903 nämlich.)
(Stimmt nicht ganz: erfolgreich ja, gelungen leider weniger ..)
Bemerkenswerterweise führte unser Herr Ösi-Binnenpilot den allerersten bemannten Motor­flug der Luftfahrtgeschichte mit einem Wasserflugzeug durch, allerdings erwies sich die Wasser­fläche als ungenügend weitläufig zum Befliegen, Herr Kreß semmelte mit seinem Flug­apparat äußerst eindrucksvoll gegen die Stausee-Mauer und bedurfte eines Notarztes.
Unverdrossen setzte er die Flugversuche in den folgenden Jahren fort, indem er gegen die Stau­mauer semmelte.
Bis zu seinem letzten Versuch, am 24. Februar 1913. An jenem denkwürdigen Tag glückte dem wackeren Herrn Kreß die Premiere: einen Flug geziemlich zum Abschluss zu bringen – nicht wie gewohnt mit dem traditionellen Staumauer-Crash, sondern mit einer tadellosen, bild­hüb­schen Wasserlandung mitten im See, hurra. Applaus am Ufer brandete auf.
Bedauerlicherweise stellte sich bei diesem Anlass heraus, dass sein Wasserflugzeug nicht schwimmtüchtig war – der Apparat versank im Wienerwaldsee und Herr Kreß ertrank un­ver­züglich. Er war Nichtschwimmer gewesen.

Der Amtsweg ist das Ziel.

Parteienverkehr

Da bin ich bei...
Stimmenkartei (Gast) - Sa, 15:04
bingo! ;-)
schneck08 - Sa, 16:14
Ganz klar ein...
Rössle - Do, 00:05
Lieber Nömix, bis...
Lo - Mi, 11:53

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