Aufgelesenes

Dank “Ötzi“ zu toller Haut

Mitunter enträtselt sich der Sinngehalt mancher Artikelüberschriften dem Leser erst mit der Lektüre des dazugehörigen Artikels. Mitunter auch nicht.

Seilzugbremse

Man darf sich die Szene etwa so vorstellen: sitzen paar Praktikanten in der Redaktion, kommt ein Redakteur rein und fragt: »Bremsversagen, wem fällt dazu was ein?« – zeigt einer auf und sagt: »Bei meinem Mofa ist mal das Bremsseil gerissen, da hat die Bremse versagt.«
Und weil die Ursache eines Zugunglücks grad Bremsversagen war und sonst keiner aufgezeigt hat, darf sich also der Mofa-Bremsenspezi zum Thema »Hintergrund-Info: ÖSTERREICH erklärt dem Rest der Welt die Welt« was einfallen lassen: Nun könnte man im Rest der Welt freilich auf die Idee kommen, dass ein Zug nicht gebremst wird indem der Lokführer an einem Bremsseil zieht wie ein Mofafahrer, sondern dass die Sache vielmehr was mit Druckluft & Bremsschläuchen zu tun hat – aber der Rest der Welt sitzt halt in keiner ÖSTERREICH-Redaktion.

(Knick in Brauseseil: Kein Wasser aus der Dusche.)

Entschlankung

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Insider-Meldung

Karl Valentin wunderte sich seinerzeit darüber, »dass jeden Tag genau soviel passiert wie in die Zeitung hineinpasst.«

Freilich wohnt nicht jedem Ereignis, das in der aktuellen Tagespresse zur Erwähnung gelangt, gleichermaßen welterschütternde Relevanz inne. In »ÖSTERREICHs bester Zeitung zum bes­ten Preis« etwa wird der Leser in einer Meldung unter der Rubrik SOCIETY-INSIDER da­rü­ber informiert, dass ein Herr Prokopetz vor­gestern in einen Hundehaufen getreten ist.

Wer von diesem Ereignis bisher keine Kenntnis hatte, ist selber schuld, weil er nicht die rich­tige Zeitung liest. Denn: »ÖSTERREICH-Leser wissen es zuerst.«

Meter später


(Kronen Zeitung)





Ja, wenn der Meter vor dem Blitzschlag gebremst hätte, wär der natürlich nicht getroffen worden. Falsches Timing.
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profil: Prozentrechnen für Experten

»Menschen werden JournalistInnen, weil sie gerne
Geschichten erzählen– und Mathe hassen.«  (Scott Maier)
.. titelt profil online.
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»Expertenschätzungen gehen davon aus, dass [..] im Schnitt etwa jedes fünfte Kind Opfer sexueller Gewalt wird.«

»Bei einer österreichweiten Umfrage gaben fünf Prozent der Befragten an, selbst in ihrer Kindheit sexuell missbraucht worden zu sein. Auf Österreich hochgerechnet, ergibt dies um die 400.000 Betroffene.«

Was für Expertenschätzungen das konkret sein mögen, wird in dem Artikel nicht ver­raten – Experten für Prozent­rechnung warens sicher keine: »fünf Prozent« heißt nicht »jedes fünfte« Kind, sondern jedes zwanzigste. Erkennen Sie den Unterschied.

Wieder zurück

Ja, wo hat die bloß die ganze Zeit gesteckt?

Definieren Sie den Begriff  “Knalleffekt“

Wirklich brandaktuell ist die Nummer mit Bumsti Strache & dem ORF-Video ja grad nimmer, aber es wäre nicht ÖSTERREICHs “beste Zeitung zum besten Preis“, wenn die es nicht fertigbringerten, zu einem alten Thema einen neuen Knalleffekt zu zünden – nämlich: die Telefonnummer der Richterin herauszufinden, die für die betreffende Causa zuständig ist. Wenn das kein Knalleffekt ist.
Dann ruft man die Frau an und fragt sie was möglichst blödsinniges, etwa: “Haben Sie vor, die ORF-Chefs in Haft zu nehmen?“, woraufhin man von ihr (wie nicht anders zu erwarten) die Aus­kunft kriegt:
    “Ich kann und darf mich zur Causa überhaupt nicht äußern.
    Bitte wenden Sie sich an den Gerichtssprecher.“
Knalleffekt. Dementsprechend lautet die Schlagzeile: Nun hätte man diese Frau (30) zum Beispiel auch fragen können, ob sie vorhabe die ORF-Chefs standrechtlich zu erschießen oder in den Eyjafjallajökull zu werfen – und hätte von ihr zuverlässig die gleiche Auskunft gekriegt.
Nur halt eine andere Schlagzeile vor dem Fragezeichen.

Definieren Sie den Begriff  “Naturliebhaber“

Früher mal nannte sich sowas “Bären-Killer“.

(dass Putins Eisbärenjagd in Wirklichkeit darin bestand, einem betäubten Eisbären einen Peilsender umzuhängen, erfährt man zwar nicht aus ÖSTERREICHs auflagen­zweitstärkstem Verschenk­blatt, aber dafür aus der übri­gen Weltpresse.)

Ein Kalauer geht um die Welt

Phonetische Wortwitze funktionieren in der Regel nur in der Original­sprache, etwa der altbekannte Kalauer mit der überfallenen Erdnuss:
    “Two peanuts were walking down the street, one was assaulted.“
    – A salted! Peanut! Get it? (Monty Python)
Übersetz den Witz auf deutsch, und er ist keiner mehr.

Wenn in Australien einer mit seinem Blindenhund (“guide dog“) Einlass in ein Lokal begehrt, was der Kellner irrtümlich (weils sich auf Australisch genauso anhört) als “gay dog“ missversteht und sich deshalb von dem Hundebesitzer gefoppt glaubt, dann ist das zwar längst eine alte Agenturkamelle aus dem Vorjahr, aber mindestens so rasend originell, dass es ein Jahr später nochmal den Marsch durch die Weltpresse antritt. Weil der Aussie-Wortwitz in der Übersetzung freilich verloren geht, schaut die Meldung dann so aus: “Witzischkeit kennt keine Grenzen.“ (Hape Kerkeling)

(leider ist sich inzwischen selbst derStandard.at, vormals Qualitäts­medium, nimmer zu blöd, solche läppischen Halblustigkeiten zu publizieren. Immerhin, um 40 Minuten aktueller als der BILD-Newsticker.)

Der Amtsweg ist das Ziel.

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