Über das Älterwerden – paar Zitate & reichlich Herumgemosere
- Wenn man über fünfzig ist und in der Früh aufwacht, ohne dass einem was wehtut – dann ist man gestorben, so besagt eine Volksweisheit.
Genug mit Zitaten herumgeworfen. Nein, warten Sie, eins noch:
- »Ein Mann mit weißen Haaren ist wie ein Haus, auf dessen Dach Schnee liegt. Das beweist aber noch lange nicht, dass im Herd kein Feuer brennt.« (Maurice Chevalier)
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Zurück zum Thema: Monsieur Chevaliers schöner Vergleich mag ja zutreffen, was aber wenn des Mannes Dach unter dem Schnee herausapert? (wenn ihm also »der Kopf durch die Frisur wächst«, wie meine Tante Jetta es nannte.) (Kollege KrassNick erläuterte mir übrigens, wenn sich bei Männern mit fortschreitendem Lebensalter die Kopfbehaarung lichtet, sei es keineswegs so dass die Haare ausfallen, wie irrtümlich angenommen. Vielmehr kehren diese lediglich ihre Wuchsrichtung um und wachsen nach innen in den Kopf zurück, um später aus den Ohren und Nasenlöchern wieder rauszukommen.) Mitnichten von des Lebens grünem Lenz kündet die Ausaperung der Kalotte, vielmehr von fortgeschrittener Saison, gefolgt am bittern Ende vom Winter unsers Missvergnügens. (Hoppla, schon wieder ein Zitat.)
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Haupthaarschwund als Altersbegleitsymptom trifft den einen eher, den andern später, manchen nie. Siehe z. B. die Brüder R.: der jüngste hat keine Haare mehr, der mittlere nur mehr wenig, der älteste noch alle. (Lukas R., Kabarettist: »Wenn ich meinen jüngeren Brüdern was zufleiß tun will, schenk ich ihnen zum Geburtstag einen Kampl.«) [Kampl, österr. = Kamm]
Ich habe ebenfalls zwei jüngere Brüder, und zufällig verhält sichs bei uns genauso. Ziemlich ungerecht, möchte man meinen, aber was im Leben ist schon gerecht. Das Älterwerden jedenfalls nicht. Altern ist eine niederträchtige, obszöne Gemeinheit, die uns die Natur beschert.
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Man ist so alt wie man sich fühlt, lautet eine weitere Binsenweisheit – aber jetzt frage ich Sie: was soll daran ein Trost sein? Mein Großonkel K. musste als Neunzigjähriger ins Altersheim, und auf die Frage wie er sich dort fühle beklagte er sich, dort von lauter alten Krachern umgeben zu sein: obwohl die meisten viel jünger waren als er. Wie deprimierend. Nicht die Einstellung ist das Problem, wie uns Cicero weismachen will, sondern das Alter.
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»Ja, lang leben will halt alles, aber alt werden will kein Mensch.« (Johann Nepomuk Nestroy) – Erkennen Sie das Dilemma?
(Leider hilft uns das Herumgemosere darüber auch nicht weiter. Genug herumgemosert also für heute.)

(Beitrag zu Frau Quadratmeters Blogaktion: #älterwerden)
Mischkulantes - Sa, 13:46
Und was Tröstliches: Als der isländische Skalde Egil in hohem Alter mit einem Freund auf dem Markt war, sagte er: "Minder verhöhnten uns die Weiber, als wir noch jung waren."
Ich weiß nicht, warum ich mir das gemerkt habe, finde aber tröstlich, dass die jungen Weiber, die damals über Egil lachten, inzwischen selbst längst verröchelt sind. Damit habe ich mich getröstet, wenn meine jungen Freunde vom HACK-Verein mich wegen meines Alters gefoppt haben.
ja, Genugtuung oder Trost beim Altern spendet allein die Gewissheit, dass es auch sonst keinem erspart bleiben wird (ein schwacher Trost halt leider nur ;)
(»Sich mit dem Alter anfreunden«, vernimmt man allenthalben als Floskel – wenn ich so einen Blödsinn schon höre. »Zwei Dinge im Leben bleiben keinem erspart,« um noch eine Redensart zu strapazieren, »der Tod, und der Stuhlgang.« Mit denen muss sich, weil ebenso unvermeidlich, auch jeder abfinden, aber wer will sich deswegen mit denen »anfreunden«? Freunde kann man sich aussuchen, sein Alter nicht. Mein Alter und ich werden in diesem Leben jedenfalls keine »Freunde« mehr.)