Ghost Rider
Heute vor etlichen Jahrzehnten, am 3. Dezember Anno Neunzehnhundertschnee, fand in Neulengbach im schönen Wienerwald die Führerscheinprüfung statt, und nachtsüber hatte es einen Viertelmeter hoch geschneit. Also kriegten wir Prüflinge jeder eine Schneeschaufel in die Hand gedrückt und brachten den halben Vormittag damit zu, die Zufahrt zur Fahrschulgarage freizuschaufeln, derweil sich der von der Bezirkshauptmannschaft Sankt Pölten/Land angereiste Führerscheinprüfer im Gasthaus Schabschneider neben der Fahrschule bei einem Kännchen Glühwein aufwärmte.
Das Fahrschulmotorrad war damals eine R68er BMW mit Seitenwagen, wie auf diesem Bild: im Fußraum des Seitenwagens waren zusätzliches Kupplungs- und Fußbremspedal installiert, und darin saß der Fahrlehrer Herr Blüml im knöchellangen Ledermantel mit Fliegerhaube und Sturmbrille (wie Abb. rechts) und assistierte uns hilfreich, als wir mit klammen Fingern ohne Fingerspitzengefühl für Kupplungs- oder Bremshebel zwei Runden um den schneeglatten Kirchenplatz kurvten.
Manche Fahrschüler wohnten weit auswärts in der Neulengbacher Umgegend und wurden von Herrn Fahrlehrer Blüml zur Fahrstunde von daheim abgeholt und hinterher wieder dort abgesetzt. Bei Schlechtwetter pflegte Herr Blüml das Beiwagenverdeck zuzuklappen und blieb darin sitzen, nachdem er den Fahrschüler daheim absteigen ließ und zuvor noch angewiesen hatte, (am Fußhebel links am Motorrad) den zweiten Gang einzuschalten: Kupplung und Fußbremse konnte er ja mit seinen Fahrlehrerpedalen betätigen, und zum Lenker mit Gasdrehgriff brauchte er nur mit der linken Hand beim Seitenfenster rauszugreifen. So geschah es nicht selten, wenn er mit röhrendem Motor im zweiten Gang zur Fahrschule heimwärts fuhr, dass sich entgegenkommenden Straßenverkehrsteilnehmern der im Bilde unten dargestellte Anblick bot – und wenn dann einer bei der Neulengbacher Gendarmerie aufgeregt Meldung erstattete, er habe grad ein fahrerloses Beiwagenmotorrad vorüberbrausen gesehen auf dem gar keiner draufsaß, dann wusste man dort Bescheid: Ah, der Blüml fahrt grad von der Fahrstund’ heim.
Fahrlehrer Blüml gibt den Ghost Rider.(Symbolbild)
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(Beitrag zu Kollege Dominiks *.txt-Projekt: »Fingerspitzengefühl«)
Das Fahrschulmotorrad war damals eine R68er BMW mit Seitenwagen, wie auf diesem Bild: im Fußraum des Seitenwagens waren zusätzliches Kupplungs- und Fußbremspedal installiert, und darin saß der Fahrlehrer Herr Blüml im knöchellangen Ledermantel mit Fliegerhaube und Sturmbrille (wie Abb. rechts) und assistierte uns hilfreich, als wir mit klammen Fingern ohne Fingerspitzengefühl für Kupplungs- oder Bremshebel zwei Runden um den schneeglatten Kirchenplatz kurvten.
Manche Fahrschüler wohnten weit auswärts in der Neulengbacher Umgegend und wurden von Herrn Fahrlehrer Blüml zur Fahrstunde von daheim abgeholt und hinterher wieder dort abgesetzt. Bei Schlechtwetter pflegte Herr Blüml das Beiwagenverdeck zuzuklappen und blieb darin sitzen, nachdem er den Fahrschüler daheim absteigen ließ und zuvor noch angewiesen hatte, (am Fußhebel links am Motorrad) den zweiten Gang einzuschalten: Kupplung und Fußbremse konnte er ja mit seinen Fahrlehrerpedalen betätigen, und zum Lenker mit Gasdrehgriff brauchte er nur mit der linken Hand beim Seitenfenster rauszugreifen. So geschah es nicht selten, wenn er mit röhrendem Motor im zweiten Gang zur Fahrschule heimwärts fuhr, dass sich entgegenkommenden Straßenverkehrsteilnehmern der im Bilde unten dargestellte Anblick bot – und wenn dann einer bei der Neulengbacher Gendarmerie aufgeregt Meldung erstattete, er habe grad ein fahrerloses Beiwagenmotorrad vorüberbrausen gesehen auf dem gar keiner draufsaß, dann wusste man dort Bescheid: Ah, der Blüml fahrt grad von der Fahrstund’ heim.
(Beitrag zu Kollege Dominiks *.txt-Projekt: »Fingerspitzengefühl«)
Nostalgisches - Sa, 08:17
Aber Ihre Geschichte ist lustiger!
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(Mein Schwiegervater, der den Motorrad-Führerschein anfangs der 50er-Jahre während der alliierten Besatzungszeit machte als die Versorgung mit Kraftstoff für zivile Zwecke häufig ein Problem war, erzählte mir dass damals jeder Fahrschüler zur Fahrstunde 3 Liter Benzin selber mitbringen musste.)