Eine Moderatorin stellt Fragen
Kollege wvs verweist auf einen WDR-Bericht über einen Unfall, welcher mit »89-Jährige übersieht Fußgänger« angeteasert und vom Polizeisprecher so kommentiert wurde:
Für Zuseher mit Sinnerfassungsschwierigkeiten erklärts der Off-Kommentator dagegen so:
Anmoderiert wurde der Bericht über den Unfall, dessen Entstehung mit dem Alter der Unfallverursacherin nichts zu tun hat, mit dem bedeutungsschweren Fragenkonvolut:
Woher die Moderatorin auf die Idee kommt zu behaupten, der Unfall in Castrop-Rauxel habe »heute für genau diese Diskussion« gesorgt, muss ein Rätsel bleiben: in den Interviews mit diversen Passanten ist von einer besonders gefahrenträchtigen Unfallstelle die Rede – weshalb eben genau dieser Unfall für keine Diskussion über das Alter der Autofahrerin sorgte. Warum wird also in der Anmoderation wahrheitswidrig genau das Gegenteil behauptet?
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Übrigens: Die Altersgruppe der über 75-Jährigen ist jener Prozentanteil der fahrfähigen Bevölkerung in Deutschland mit der statistisch niedrigsten Unfallhäufigkeit.

»Unsere Kollegen vor Ort haben keinen Hinweis darauf erlangen können, dass das Alter der Unfallverursacherin irgendetwas mit der Entstehung des Unfalls zu tun hat. Sie hat einen ganz normalen, verkehrstüchtigen Eindruck hinterlassen.« |
Für Zuseher mit Sinnerfassungsschwierigkeiten erklärts der Off-Kommentator dagegen so:
»Die Fahrerin ist 89 Jahre alt. Das muss aber nicht zum Unfall geführt haben.« |
Anmoderiert wurde der Bericht über den Unfall, dessen Entstehung mit dem Alter der Unfallverursacherin nichts zu tun hat, mit dem bedeutungsschweren Fragenkonvolut:
»Wie lange sollte man eigentlich Autofahren? Bis achtzig? Fünfundachtzig? Neunzig Jahre? Sollte es in Deutschland eine Regelung geben, wann man den Führerschein abgibt? Ein Unfall in Castrop-Rauxel sorgt heute für genau diese Diskussion: eine 89-jährige Frau hat mit ihrem Wagen [usw.]« |
Woher die Moderatorin auf die Idee kommt zu behaupten, der Unfall in Castrop-Rauxel habe »heute für genau diese Diskussion« gesorgt, muss ein Rätsel bleiben: in den Interviews mit diversen Passanten ist von einer besonders gefahrenträchtigen Unfallstelle die Rede – weshalb eben genau dieser Unfall für keine Diskussion über das Alter der Autofahrerin sorgte. Warum wird also in der Anmoderation wahrheitswidrig genau das Gegenteil behauptet?
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Übrigens: Die Altersgruppe der über 75-Jährigen ist jener Prozentanteil der fahrfähigen Bevölkerung in Deutschland mit der statistisch niedrigsten Unfallhäufigkeit.

Mischkulantes - Di, 13:06
Ich persönlich neige zu der reziproken Lösung: mit 18 Jahren Führerschein und mit 81 wird geprüft, ob er noch behalten werden darf;)
richtig: eben darum sinkt die Unfallwahrscheinlichkeit ja umgekehrt proportional zum steigenden Lebensalter. Warum sollten also ausgerechnet jene Verkehrsteilnehmer, deren statistisches Unfallrisiko am geringsten ist, per gesetzlicher Regelung »den Führerschein abgeben« wie die Moderatorin suggerieren will.
@ Shhhhh,
die Diskussion über dieses Thema wird ja bereits seit längerem geführt, durchaus kontrovers übrigens. (Für Lenker von Schwerfahrzeugen gilt etwa in Österreich schon seit 1997 mit Überschreiten des 47. Lebensjahrs alle 5 Jahre ein verpflichtender Verkehrstauglichkeitstest.) Was ich in dem Beitrag indessen moniere, ist der suggestive WDR-Anmoderationstext in diametralem Widerspruch zu dem betreffenden Unfallbericht: worin der Polizeisprecher explizit & unmissverständlich klarstellt, dass das Alter der Fahrerin eben nicht zur Diskussion stand.
Beispiel: Nehmen wir die Gruppe der 35-45-jährigen, die voll im Berufsleben steht, mit dem Auto zur Arbeit fährt und zusätzlich - angenommen - noch 10 Fahrten pro Woche unternimmt (Summe 20 Einzelfahrten). Ein 80-jähriger Rentner fährt womöglich nur 1x die Woche zum Einkaufen und - sagen wir - einmal zum Tanztee ins Café Keese (Summe 4 Einzelfahrten).
[Edit] Laut Grafik verursacht die erste Gruppe mit etwa 14% ggü. der älteren Gruppe mit etwa 5% relativ knapp dreimal so viele Unfälle als Hauptverursacher. Nehmen wir weiter an, der 80-jährige verursacht 1 Unfall, der 35-jährige somit rechnerisch 3. Das Risiko, dass der 80-jährige einen Unfall produziert, liegt also bei 25% (1/4), wo hingegen der Jüngere eine geringere Unfallwahrscheinlichkeit von 15% (3/20) aufweist.
Somit gilt meiner Meinung nach auch weiterhin: Bei Fahrern mit Hut vor oder hinter einem selbst ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten.