Glück im Unglück

»Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war.«
(Françoise Sagan)

Glück lässt sich bekanntlich nur unscharf definieren – umso rätselhafter, was in den Medien allenthalben messerscharf als ein “Glück“ definiert wird.

Welche Kriterien dafür ausschlaggebend sein mögen, Pressemeldungen unterschied­lichster Art mit der sinnbefreiten Floskel “Glück im Unglück“ zu verbrämen, konnte noch nicht he­raus­gefunden werden.

Worin konkret das Riesenglück bestehen soll, welches Herrn Asamoah im Alkohol-Pech heim­suchte, erschließt sich dem Laien nicht.


Worin konkret das Unglück bestehen soll, in welchem dem Fallschirmspringer das Glück widerfuhr, erschließt sich dem Laien nicht.

Was den Kollegen beim permanenten sinnbefreiten Gebrauch dieser Floskel durch den Kopf geht, lässt sich schwerlich nachvollziehen. Vermutlich die Zugluft.
boomerang - Mo, 15:30

Zum (Un)Glück
Das Unglück, welches oft sich zeigt,
ist dem Glück nicht unoft zugeneigt.

boomerang - Mo, 15:32

Das Glück dann erst glücklich ist,
wenn's das Unglück nicht vermisst.
Trithemius - Do, 14:53

Es ist "Schreiben ohne Denken". Die gestressten Journalisten ziehen ihre wenigen Sprachkästchen auf, gucken "Glück im Unglück" an und denken: Das ist noch gut - was Besseres gibts halt nicht auf der Welt! Also hauen sie's zum tausendsten Mal raus.

nömix - Do, 17:34

Aber Stress oder Zeitdruck (wg. dräuender Deadline oder wasauchimmer) kann doch nicht als Entschuldigung für Hirnlosigkeit herhalten. Für den Autofahrer, der Passanten am Schutzweg totfährt, kann ja auch nicht als Entschuldigung gelten: er hat’s halt eilig gehabt.

Wenn etwa ein Rollstuhlfahrer von einem Kraftfahrer, der rückwärts ausparkte, übersehen und schwer verletzt wurde und ein Polizeisprecher vor Ort spontan erklärt: noch ein Glück, dass der Rollstuhlfahrer lediglich schwer verletzt wurde und nicht tödlich – welcher Hirnlos-Text kann einem dazu einfallen? Erraten:
Trithemius - Fr, 09:06

Oft hat mich schon der Verdacht beschlichen, dass der Hirnriss, den Sie immer wieder aufspüren, kein Versehen ist, sondern Methode hat. Dahinter steckt ein gigantisches Verblödungsprogramm, passend zum desolaten Zustand der schulischen Bildung, die zumindest in Deutschland immer mehr zum geistigen Drill verkommt. Es ist freilich keine Verschwörung, sondern logische Folge gesellschaftlicher Entwicklungen und der stillschweigenden Übereinkunft der Herrschenden, dass ein dummes Volk leichter zu regieren ist.
nömix - Fr, 12:09

Es ist zuweilen beunruhigend zu beobachten, wie die Hirnlosigkeit in den Redak­tionsstuben um sich greift. Wie das (verantwortungsvoll zu handhabende, wie man gerne erwarten möchte) Instrumentarium der sog. Vierten Gewalt zu­sehends in die Hände von Schwachköpfen, Halbalphabeten oder gedankenlosen Schwätzern gerät und ver­ein­nahmt wird. Flachsinn, wohin man schaut.
steppenhund - Fr, 12:10

@Trithemius: ich sekundiere den Verdacht. Manche Sache können einfach nicht zufällig passieren.
steppenhund - Fr, 12:18


Glück im Unglück hatte jener Journalist, der von einem entrüstetem Leser angegriffen wurde. Der Leser hatte den Journalisten als den Verfasser unzähliger Glück im Unglück-Meldungen identifiziert, stürzte sich auf ihn und prügelte ihn, bis er reglos am Boden lag. Die Ärzte auf der Notfallaufnahme konstatierten ein schweres Schädeltrauma, sieben Rippenbrüche und eine Verletzung des Schädelknochens. Sie bezweifeln, dass der Journalist je wieder normal denken könne. Als der Leser befragt wurde, ob er sich über die Folgen seines Angriffes im Klaren gewesen sei, antwortete jener, dass es ihm unmöglich gewesen wäre, den Journalisten noch dümmer zu schlagen, als er zuvor gewesen war. Drei Anwälte haben sich spontan bereit erklärt, den angeklagten Leser zu verteidigen. Sie plädieren auf Notwehr, da sie das Schriftum des Journalisten als schweren und wiederholten Angriff auf den Kopf des Lesers werteten.

Ja, so könnte es passieren. Hoffentlich komme ich nicht je in die Lage, einen derartigen Schreiber persönlich anzutreffen.

Onkel Ernstl - Fr, 12:30

"Glück im Unglück: Von entrüstetem Leser angegriffener Journalist leidet wegen Gehirnerschütterung unter Phantomschmerz"
iGing (Gast) - Fr, 22:35

Mir scheint, diese Schreiberlinge kennen tatsächlich oft die eigentliche Bedeutung der von ihnen benutzten Redewendungen gar nicht. Es wird nur noch assoziativ aneinandergereiht, was einem so einfällt und irgendwie klingt, als wenn es zum Thema passt. Und das wird noch schlimmer werden, vermute ich, je mehr Menschen sich mit der deutschen Sprache schwer tun (was ja wiederum ein Leichtes ist).

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