Apostrophisches

Wiedergutmachung

Die Schadensersatzzahlungen im Zusammenhang mit der Atomkatastrophe in Japan als “Wiedergutmachungszahlungen“ zu bezeichnen, ist schon fast irgendwie herzig.

Meinten Sie: Rechtschreibkurs






(Heute)

Gendering

(Diverse)

Und wo bitte bleiben die Freundinnen? Ein flagranter Fall von geschlechtsspezifischer Dis­kri­mi­nierung.

Warum sagen die im Verkehrsfunk eigentlich nicht: »Achtung Autofahrerinnen und Auto­fah­rer, auf der A Sowieso kommt Ihnen eine Geisterfahrerin oder ein Geister­fahrer entgegen«? – wie sichs gehören würde. Auch wenn sich mitunter der gesunde Menschinnen- und Men­schen­ver­stand dagegen sträubt.

»Über Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker« – auf dem weiten Feld des Gendering gibts noch viel zu ackern, liebe Leu­tinnen und Leute.

Fragezeichen

»Die Überschrift ist die Nachricht über der Nachricht.«
(Wolf Schneider, “Die Überschrift“)

Eine Überschrift mit einem Fragezeichen ist aber keine Nachricht, sondern eine Frage. An wen eigentlich? An den Leser?

NEWS.at fragt:  Wird Vater von Amokläufer verurteilt ?

(Leser antwortet: Nein, Vater wird nicht von Amokläufer verurteilt. Vater wird von Gericht verurteilt.)

Turbo zünden

Dass hirnrissige Zeitungsüberschriften vom Aussterben bedroht wären,
steht nicht zu befürchten:
(Heute)
.
Den Turbo. Zünden. (Na hoffentlich brennt der noch, nachdem ihn die Frauen voriges Jahr eingelegt haben.)

Es gilt die Unschuldsvermutung

Dass einer, solang er von einem ordentlichen Gericht für seine Tat nicht rechtskräftig ver­ur­teilt wurde, als “mutmaßlicher“ Täter zu gelten hat, ist seinem Grundrecht auf Un­schulds­ver­mutung geschuldet und hinlänglich bekannt.

Dass in der Zeitung viel Blödsinn steht, ebenfalls. Würde der Leser jedesmal, wenn er das Attribut “mutmaßlich“ in blödsinnigem Zusammenhang liest, einen Euro dafür kriegen, käme bald eine hübsche Summe zusammen:

»Unbekannte legten Absperrgitter auf Gleiskörper:  Die Fahndung nach den mutmaßlichen Tätern ist im Laufen.«
OÖ Nachrichten
Mutmaßlich würde genügen, nach den tatsächlichen Tätern zu fahnden:
womöglich sind die mit den Unbekannten sogar identisch.

» 19-Jähriger in Kölner Innenstadt erstochen:
Der mutmaßliche Täter ist unbekannt und auf freiem Fuß.«
dts Pressemeldung
Mutmaßlich hat sich der 19-Jährige nicht selber erstochen.
Dann wäre der Täter ja bekannt.

» Die russische Polizei hat die Leiche eines vermissten Lokalpolitikers gefunden – in einem Zementfass. [..] Ein Motiv für die mutmaßliche Tötung des Politikers ist bislang nicht bekannt.«
FOCUS ONLINE
Mutmaßlich ging dem Einzementieren der Leiche eine Tötung voraus.

» Die unter Reisig versteckte Leiche [..] weist einen Kopfschuss auf. Das mut­maßliche Mordopfer könnte ein 41-jähriger Autohändler aus Salzburg sein.«
ORF.at
Mutmaßlich kein Selbstmordopfer.

» Täter wurde bei Diebstahl gefilmt
Der mutmaßliche Tatverdächtige wurde bei der Tatausführung gefilmt.«
General-Anzeiger
Bei der mutmaßlichen Tatausführung gefilmt? Hitverdächtig.

» Kastriert und zu Tode geprügelt wurde der Fernsehstar C. [..] in New York gefunden. Augenzeugen zufolge soll es vor der mutmaßlichen Tat zu einer Auseinandersetzung zwischen C. und seiner Begleitung gekommen sein.«
Tiroler Tageszeitung
Wenn nicht durch höhere Gewalt geschah, was Herrn C. widerfuhr,.
wirds wohl durch eine Tat geschehen sein, wie sich mutmaßen lässt.

» Der mutmaßliche Wagen des Täters wird von einem Parkplatz abgeschleppt.«
SPIEGEL
Für den Wagen des mutmaßlichen Täters gilt die Unschuldsvermutung.

Und sollte jemand mutmaßen, ein Satz wie »Fest steht die Vermutung, dass einer seine Toch­ter bedroht hat. Es gilt die Unschuldsvermutung, dass er sie nicht bedroht hat.« wäre zu un­sinnig, um in einer Zeitung zu stehen, dann irrt der:

» Fest steht, dass der Vater seine Tochter bereits am 8. Dezember des Vorjahres bedroht haben soll (es gilt die Unschuldsvermutung).«
ÖSTERREICH
Es gilt die Unsinnsvermutung.

Bad Ischler Sprachecke

In einer Kolumne Die Sprachecke in der »Ischler Woche, Wochenzeitung für das Innere Salz­kammergut« schreibt Kollege Dr. Laaber unter dem Titel »Modewörter«: Nun kann man es mit dem durchaus löblichen Engagement wider die Anglizismen-Invasion natürlich auch übertreiben, und übers Ziel schießen. Mal davon abgesehen, dass in dem zitierten Textabschnitt der erste Satz der einzige ist, der sich über­haupt verstehen lässt, ist er obendrein falsch.
Swimming Pool ist weder ein Anglizismus noch ein Modewort, sondern ein Fremdwort und als solches im Sprachgebrauch seit jeher eingebürgert. Und heißt auf deutsch ebensowenig Schwimmbecken, wie ein Pullover Überzieher heißt. Ein Schwimm­becken ist z.B. das Becken im Frei- oder Hallenbad oder das Kinderplanschbecken im Garten, ein Swimming Pool aber ist und war schon immer ein Swimming Pool.
Übrigens hat zum Swimming Pool auch früher im Salzkammergut keiner Schwimm­becken gesagt, sondern vielmehr Schwimmbassin – ebenfalls kein -zismus, sondern ein Lehnwort.

Soziolektisches

Als Soziolekt bezeichnet die Soziolinguistik Sprachvarietäten (Jargons), die innerhalb einer bestimmten Gruppe (z.B. Altersgruppe) verwendet werden. An ihren Worten sollt ihr sie er­kennen.

Meine Tochter war zehn oder elf, als sie damals im Deutschunterricht als Klassen­projekt eine Schülerzeitung gestalten sollten. Die anderen Kinder schnippelten belie­bige Zeitungsfotos aus und schrieben mehr oder weniger phantasievolle Artikeltexte dazu, aber mein Kind und ihre Schulfreundin beschlossen: Wir machen eine Reportage über die Polizei, und stiefelten mit Schreib­block und Fotoapparat los zum nächsten Wachzimmer.
Die Polizeiwache am Wiener Franz-Josefs-Bahnhof gleicht einem Hochsicher­heits­bunker, als Normalsterblicher kommt man dort für gewöhnlich überhaupt nicht rein oder höchstens in Handschellen. Elektronische Stahltür, Videoüberwachung, Gegen­sprechanlage. Aber die beiden Kinder läuten unverdrossen an und müssen sich auf die Zehenspitzen stellen, weil die Sprechanlage so hoch hängt, und sagen: “Wir machen eine Zeitung, können wir ein Interview machen.“ Und die Polizeibeamten lassen sie tatsächlich rein, durch diverse Sicherheitsschleusen bis in die Komman­do­zen­trale. Beant­worten ihre Interviewfragen wie “Haben Sie schon einmal einen Räuber erschossen? Haben Sie einen Polizei­hund?“ usw., die zwei Mädels schreiben eifrig mit, und daraus wurde ein schöner Artikel für ihre Schülerzeitung.

Reporter-Karriere hat meine Tochter später trotzdem keine ein­ge­schla­gen, jemand anderer wurde Polizei Reporter bei ÖSTER­REICHs bester Zeitung zum besten Preis *).

Alki-Biker. Aus Soziolekten lässt sich auf die Zu­ge­hörigkeit des Verwenders zu einer bestimmten Gruppe (z.B. Alters­gruppe) schließen. Fragen Sie Ihren Soziolinguistiker.

Vielleicht werden bei ÖSTERREICHs bester Zeitung zum besten Preis ja Elfjährige als Polizeireporter eingesetzt, weil Kinder leichter an Polizeiinformationen kommen, s.o.

Topologisches

Mann beißt Hund.
Dass mit diesem Aussagesatz jedermann rasch klar wird “Wer beißt wen?“ resultiert daraus, dass sich im deutschen Sprachgebrauch weitgehend die Satzstellung Subjekt – Prädikat – Objekt eingebürgert hat.
Die umgekehrte Satzstellung ist, wenn man der Wikipedia* glauben darf, z.B. in der Topologie der Hixkaryana-Sprache üblich. Wo auch immer die in Gebrauch sein mag.

Phraseologisches

(Mit einem Schuhlöffel?)

Der Amtsweg ist das Ziel.

Parteienverkehr

Da bin ich bei...
Stimmenkartei (Gast) - Sa, 15:04
bingo! ;-)
schneck08 - Sa, 16:14
Ganz klar ein...
Rössle - Do, 00:05
Lieber Nömix, bis...
Lo - Mi, 11:53

Amtsverkehr


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